Barrierefreie Backstubenführung

Es begann mit der Frage: Was schenken wir meinem 91jährigen, an Demenz erkrankten Vater zum
Geburtstag? Aufgrund der Biographiearbeit in der Tagespflege kamen wir auf den Gedanken, seinen
alten Beruf als Bäcker und Konditor aufleben zu lassen. Nach zahlreichen Telefonaten stellten wir
fest, dass es nicht so einfach ist, eine barrierefreie Backstube zu finden.
 
Nach zahlreichen Telefonaten stellten wir fest, dass es nicht so einfach ist, eine barrierefreie Backstube zu finden.
Im Internet entdeckten wir die Vollkorn-Mühlenbäckerei „DLS“ in Hennef. Bei einem Telefonat wurde
mir gesagt, dass normalerweise nur Führungen für etwas größere Gruppen gemacht werden, aber
die nette Mitarbeiterin war so von „unserer“ Geschichte gerührt, dass sie mir versprach mit Ihrem
Geschäftsführer zu sprechen, ob auch eine Führung nur für 4 Personen möglich sei.
 
Einige Tage später erhielt ich die Nachricht, dass sie sich sehr freuen, meinem Vater diese Freude
machen zu können und dass der Betriebsleiter eine Sonderführung mit uns macht und uns durch die
Produktion begleitet.
Anfang Januar war es dann soweit. Wir wurden vom Bäckermeister Herrn Koch durch die Backstube
geführt und uns wurde alles Wissenswerte über den Weg des Korns bis hin zum fertigen Brot gezeigt.
Uns wurde erklärt, dass 90 % der Zutaten von Demeter-Betrieben aus dem Umland stammen und alle
weiteren Zutaten aus biologischem Anbau und bester Qualität. Sehr interessant war, dass das Bio-
Vollkornmehl und –schrot in eigenen Mühlen selbst gemahlen wird, und dass keine industriellen
Backhilfsmittel und Zusatzstoffe verwendet werden.
 
Als die ersten Bäckergesellen nachmittags ihren Dienst begannen, waren wir hautnah dabei zu
erleben, wie das Brot und die Backwaren entstehen, die wir täglich essen. Auch wenn mein Vater
schon 31 Jahre im Ruhestand ist, konnten wir aus seiner Reaktion erkennen, dass ihm einiges
bekannt war. Besonders gefallen hat uns der warmherzige Umgang mit meinem Vater. Er wurde sehr
in das Geschehen eingebunden. Er durfte am Teig riechen, den Teig anfassen und auch den Schießer
(Schaufel um die Brote in den Ofen zu schieben) in die Hand nehmen. Es wurde quasi von
Bäckermeister zu Bäckermeister kommuniziert, von Seiten meines Vaters meist nonverbal, aber für
uns als Angehörige waren es die Augen, die mehr als 1.000 Worte sagten. Bei einem netten
Kaffeetrinken durften wir dann die leckeren Produkte der Bäckerei probieren und erfuhren einiges
zur Firmengeschichte.
 
Am Ende der Führung begrüßte uns noch der Firmengründer und Geschäftsführer persönlich und
übergab uns Tüten mit Baguette, Nußecken und verschiedenen Broten für zu Hause.
Für uns alle waren es sehr schöne Stunden!

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